Foto eines Freibades als Symbol für die Berliner Bäder

Baden in Berlin – zwischen Spaß, Sanierungsstau und steigenden Preisen. Von maroden Becken über ungleiche Wasserflächen in den Bezirken bis hin zu höheren Eintrittspreisen: Die Berliner Bäder stehen vor großen Herausforderungen. Wie können sie für alle bezahlbar und zukunftsfähig bleiben?

Mit insgesamt 67 Bädern sind die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) der größte kommunale Bäderbetrieb in Europa. Doch seit einigen Jahren gibt es im Rahmen finanzieller Engpässe und Haushaltseinsparungen des Landes Berlin viele Herausforderungen bei der Finanzierung der Berliner Bäder. Bereits jetzt sind nach Angaben von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) fast die Hälfte (48 %) des gesamten Sport-Haushaltes für die Bäder-Betriebe vorgesehen. Dennoch besteht in vielen Bädern erheblicher Sanierungsbedarf. Wenn man Wasserflächen pro 100 Einwohner:innen vergleicht, gibt es zudem große Unterschiede zwischen den Bezirken. Außenbezirke wie Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg, Reinickendorf und Treptow-Köpenick müssen sich mit sechs bis acht Quadratmetern Wasserfläche pro 100 Einwohner:innen zufriedengeben. In Charlottenburg-Wilmersdorf (26 m²), Tempelhof-Schöneberg (23 m²) und Mitte (20 m²) gibt es fast viermal so viel Wasserfläche.

Insbesondere Marzahn-Hellersdorf leidet unter den Sparmaßnahmen – denn hier muss das angeplante und lang ersehnte Kombibad aus Kostengründen doch durch ein einfaches Funktionsbad ersetzt werden. Mit ein wenig Glück könnte allerdings auch ein Außenbecken dazu realisiert werden.

Deutlich geringere Wasserflächen in den Außenbezirken

Die Berliner Bäder sind Teil der Daseinsvorsorge für alle Bürgerinnen und Bürger – egal ob Außenbezirk oder Mitte. Doch wie in vielen anderen Bereichen scheinen die Außenbezirke leicht in Vergessenheit zu geraten. Daneben müssen wir uns in Berlin auch für bezahlbaren Eintritt in die Berliner Bäder starkmachen. Gerade Familien mit Kindern, Senior:innen und Menschen mit geringem Einkommen sind auf bezahlbare Sport- und Freizeitangebote angewiesen.

Zuletzt gaben die Berliner Bäder-Betriebe zum Mai 2025 geänderte und erhöhte Preisstrukturen bekannt. Das neue Preismodell richtet sich nach Art und Ausstattung des Bades, Aufenthaltsdauer und Buchungszeitpunkt. Den teuersten Schwimmbadbesuch würde es nach dem neuen Modell im Stadtbad Lankwitz (Steglitz-Zehlendorf, aktuell aber bis Mitte September geschlossen) für 11,50 € geben. Entscheidet man sich im Sommer frühzeitig und nicht spontan für einen Freibadbesuch, kann man nach dem neuen Modell mit Rabatten in Höhe von 5–20 % rechnen. Dafür muss man das Ticket vorher online buchen, was wiederum auch Schwierigkeiten für Senior:innen bieten kann. Grob gesagt gilt: je besser das jeweilige Bad ausgestattet und ggf. renoviert ist, desto teurer ist der Besuch.

Steigende Eintrittspreise der Berliner Bäder – ein möglicher Familiensonntag?

Um angesichts der gestiegenen Preise insbesondere Familien zu entlasten, könnte einmal im Monat ein Familiensonntag eingeführt werden. An diesem könnten Kinder bis 16 Jahre in Begleitung einer erwachsenen Person freien Eintritt erhalten. Denn alle Kinder sollen unabhängig vom Geldbeutel der Eltern schwimmen lernen und Spaß im Wasser haben!

Schwimmen ist kein Geschäftsmodell, das zeigt bereits die Auflistung der Kostendeckungsgrade der Berliner Bäder, die ich im Rahmen meiner schriftlichen Anfrage erfragt habe. Der sogenannte Kostendeckungsgrad beschreibt das Verhältnis zwischen Betriebseinnahmen (z. B. Eintrittsgelder und Kursgebühren) und den Gesamtkosten des Betriebs (z. B. Energie, Personal, Instandhaltung). Liegt ein Kostendeckungsgrad bei 100 %, so decken die Einnahmen alle Kosten – insbesondere bei der örtlichen Daseinsvorsorge und öffentlichen Bädern unmöglich. 2019, vor der Corona-Pandemie, lag der Kostendeckungsgrad noch bei 24,3 % und fiel in den Folgejahren 2020 und 2021 auf 12,6 % bzw. 11,7 % zurück. Seitdem ist er zwar wieder leicht angestiegen (2024 bei 18 %), doch das Vorkrisenniveau wurde nicht wieder erreicht, was vermutlich an den gestiegenen Energiepreisen liegt. Der letzte Bundesdurchschnitt aus 2017 lag bei circa 30 %, wobei sich die Kostendeckungsgrade nach Schwimmbadtyp stark unterscheiden.

Bis 2030: 370 Millionen Euro für Sanierung

Doch auch der (energetische) Sanierungsbedarf der Bäder ist hoch und das Land Berlin hat mit den Berliner Bäder-Betrieben in diesem Zusammenhang für den Erhalt der Bäderinfrastruktur mit jährlich zu veranschlagenden Mitteln den sogenannten Bädervertrag geschlossen. Gemäß der Antwort auf meine schriftliche Anfrage stehen seit 2022 jährlich circa 10-12 Millionen Euro für die Instandhaltung zur Verfügung. Bis 2030 sollen insgesamt 370 Millionen Euro für Sanierungen und Neubauten zur Verfügung stehen – das sind knapp 135 Millionen Euro weniger als ursprünglich geplant.

Einsparungen in dieser Höhe bedeuten immer, dass zuvor wichtige geplante Vorhaben ganz wegfallen oder zumindest verkleinert oder verzögert werden. In Marzahn-Hellersdorf soll lediglich ein Funktionsbad am Kienberg entstehen – ein Hallenbad, dessen mögliches Außenbecken noch nicht mit absoluter Sicherheit feststeht. Ich verstehe, dass wir mit dem Budget wirtschaften müssen, was wir in Berlin haben – aber in Anbetracht der ohnehin geringsten Wasserfläche in Quadratmetern in ganz Berlin zieht Marzahn-Hellersdorf wieder einmal den Kürzeren, was ich sehr bedaure.

Fokus auf erneuerbare Energiequellen für Hallenbäder

Doch die neue Strategie der Berliner Bäder liegt nach Angaben der Senatsverwaltung schwerpunktmäßig „bei den Hallenbädern“. Das ist zwar wichtig, weil Schwimmen ganzjährig für alle möglich sein sollte – doch Hallenbäder haben in aller Regel einen deutlich höheren Energiebedarf als Freibäder. Was insbesondere aufgrund der hohen Strom- und Wärmepreise zu hohen Betriebskosten führt.

Gerade deshalb ist es aus energetischer Sicht sehr sinnvoll, bei Sanierungen oder Neubauten von Hallenbädern auf energieeffiziente Technik und erneuerbare Energiequellen in Form von zum Beispiel Solarthermie und Wärmepumpen zu setzen. Dadurch können die Betriebskosten langfristig deutlich gesenkt werden, was wiederum auch positive Effekte auf die Eintrittspreise haben kann. Klimaschutz und Bäderbetrieb gehören immer zusammen gedacht!

Im Rahmen des geplanten Berliner Klimapakts führt die Senatsverwaltung eine Reihe von möglichen Maßnahmen für einen Fokus auf Solarthermie auf. Der Kostenpunkt für die Umsetzung aller Maßnahmen würde bei 200 Millionen Euro liegen. Im Idealfall erfolgt die Finanzierung dieser Summe aus dem geplanten Klimapakt mit den landeseigenen Unternehmen. Doch wenn ebendiese Finanzierung doch nicht erfolgen kann, werden von den Bäder-Betrieben nur vereinzelt Maßnahmen durchgeführt. Und auch diese sind von der Finanzierung im kommenden Haushalt abhängig. Außerdem können Bundesmittel in diesem Zusammenhang beantragt werden. So wurde es kürzlich für die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Stadtbads Wilmersdorf II gemacht.

Letztlich kommt es darauf an, dass alle Berlinerinnen und Berliner in ihren Bezirken bezahlbar schwimmen gehen können. Egal ob Sportschwimmer:innen, Planschkinder oder Senior:innen und ob drinnen oder draußen. Dafür braucht es insbesondere hohe Investitionen in Sanierungen und Klimatechnik, die sich langfristig für alle auszahlen werden.