Anfang Juni berichtete der Regierende Bürgermeister auf der Digitalmesse Re:publica, dass Warschau pro Woche 500 bis 1000 Straßenlaternen auf LED umrüstete, während Berlin im ganzen Jahr nur 1.500 bis 2.000 schaffe. Er wolle dies daher „jetzt schnell angehen“. Leider zeigt sich in einer Anfrage von mir, dass Ankündigung allein nicht reichen und Berlin noch viel zu tun hat.
Aktuell werden noch rund 130.000 Laternen mit konventionellen, elektrischen Leuchtmitteln (Glühbirnen) betrieben. Diese fressen im Vergleich zu modernen LED mehr Strom und sind dunkler. Außerdem gibt es noch etwa 20.600 Gaslaternen, wovon 3.300 als denkmalgeschützte Laternen auch weiterhin mit Gas betrieben werden sollen. Die 17.300 zu ersetzenden Gaslaternen stehen ganz oben beim Umtausch auf der Prioritätenliste des Senats. Die zu erneuernden Laternen verteilen sich wie folgt auf die Bezirke:
Bezirk | Elektro | Gas | Gesamt |
Steglitz-Zehlendorf | 12.780 | 5.911 | 18.691 |
Pankow | 17.255 | 0 | 17.255 |
Treptow-Köpenick | 14.100 | 408 | 14.508 |
Marzahn-Hellersdorf | 13.053 | 571 | 13.624 |
Mitte | 11.983 | 673 | 12.656 |
Charlottenburg-Wilmersdorf | 8.856 | 3.662 | 12.518 |
Tempelhof-Schöneberg | 8.690 | 3.669 | 12.359 |
Reinickendorf | 9.242 | 2.932 | 12.174 |
Lichtenberg | 10.434 | 0 | 10.434 |
Spandau | 9.071 | 547 | 9.618 |
Neukölln | 7.574 | 699 | 8.273 |
Friedrichshain-Kreuzberg | 5.879 | 1.500 | 7.379 |
Gesamt | 128.917 | 20.572 | 149.489 |
Am meisten zu tun ist noch in Steglitz-Zehlendorf, dicht gefolgt von einigen Ostbezirken. Marzahn-Hellersdorf hat insbesondere noch viele alte Laternen mit Glühbirnen, 3180 davon sind noch Typ „Rostocker Straßenleuchte Typ 1“ (RSL 1) aus den 60er-Jahren. Bei diesen kommt erschweren dazu, dass ihre Betonmasten langsam bröckelig werden.
Die etwa 150.000 Laternen alle auf den neusten Standard zu bringen, dauert in Berlin bei momentaner Geschwindigkeit wohl noch Jahrzehnte – im Warschau-Tempo währen wir in etwa 6 Jahren damit durch.
Jedes Jahr werden 30.000 Laternen repariert
Aber Berlin ist auch nicht untätig – es gibt nur viel zu tun, wie die folgende Tabelle für das Jahr 2022 zeigt.
Bezirk | Neuanlagen | Erneuerung | Reparatur | ||||
elektrisch | Elektrisch | Gas | Gesamt | Elektrisch | Gas | Gesamt | |
Steglitz-Zehlendorf | 255 | 265 | 776 | 1.041 | 1719 | 3018 | 4.737 |
Charlottenburg-Wilmersdorf | 253 | 561 | 643 | 1.204 | 1070 | 2059 | 3.129 |
Tempelhof-Schöneberg | 124 | 355 | 879 | 1.234 | 1091 | 2010 | 3.101 |
Reinickendorf | 80 | 187 | 842 | 1.029 | 951 | 1861 | 2.812 |
Marzahn-Hellersdorf | 401 | 278 | 56 | 334 | 2442 | 278 | 2.720 |
Mitte | 625 | 265 | 77 | 342 | 2106 | 295 | 2.401 |
Pankow | 53 | 304 | 0 | 304 | 2318 | 0 | 2.318 |
Treptow-Köpenick | 85 | 334 | 59 | 393 | 2145 | 164 | 2.309 |
Lichtenberg | 64 | 291 | 0 | 291 | 1744 | 0 | 1.744 |
Friedrichshain-Kreuzberg | 83 | 63 | 220 | 283 | 853 | 781 | 1.634 |
Spandau | 15 | 688 | 140 | 828 | 1096 | 325 | 1.421 |
Neukölln | 895 | 446 | 110 | 556 | 941 | 402 | 1.343 |
Gesamt | 2.933 | 4.037 | 3.802 | 7.839 | 18.476 | 11.193 | 29.669 |
Im vergangenen Jahr wurden fast 30.000 Laternen repariert, etwa ein Drittel Gaslaternen. Und das, obwohl Gaslaternen nur einen kleinen Teil aller Laternen ausmachen. Daher ist es sinnvoll, dass diese beim Umtausch auf LED priorisiert werden. Je mehr LED-Laternen wir haben, desto geringer ist der Wartungsaufwand und desto schneller kann auch der weitere Umtausch vonstattengehen.
Austausch mit Warschau geplant
Um herauszufinden, wie der schnellere Umbau funktionieren kann, ist ein Treffen mit der Stadtverwaltung Warschaus geplant. Der Austausch mit Warschau schadet sicher nicht, jedoch fehlt mir die Fantasie, was sich grundlegend dadurch ändern könnte. Ich habe mich über die Aussagen des Regierenden Bürgermeisters auf der re:publica schon gewundert: Natürlich hat Berlin, was die Erneuerung der Straßenlaternen angeht, großen Aufholbedarf. Das liegt jedoch weder an den Männern und Frauen, die diese planen, noch an denjenigen, die auf der Straße an diesen arbeiten. Niemand hat darauf gewartet, dass mal jemand herumkommt und sagt: ‚Jetzt machen wir mal schneller!‘ Nein, es gibt kein Zaubermittel, um die Probleme der Berliner Verwaltung zu lösen. Sie sind komplexer und nicht durch markige Macher-Ansagen zu lösen. Das ist nur Show. Vielmehr brauchen wir mehr Geld und mehr sowie motiviertes Personal – beides ist knapp in Berlin. Es liegt an der zuständigen Senatorin Schreiner, sich darum zu bemühen.
Ist es in Ihrer Straße zu dunkel, weil Laternen fehlen, veraltet oder kaputt sind? Melden Sie sich bei mir!