Fachärztliche Versorgung im Marzahn-Hellersdorf mangelhaft

Nachbesserung in der Zulassung von Praxisplätzen dringend notwendig

Marzahn-Hellersdorf ist schlecht mit Ärztinnen und Ärzten fast aller Fachrichtungen versorgt. Dies ergab eine Anfrage von mir.

Während Berlin insgesamt einen Überschuss an Fachärzt:innen zu verzeichnen hat, ist die Verteilung innerhalb der Stadt höchst ungleich: So weist Marzahn-Hellersdorf einen Versorgungsgrad bei Kinder- und Jugendpsychiater:innen von lediglich 85,8 % auf, während in Charlottenburg-Wilmersdorf die Versorgung mit 416,6 % deutlich übererfüllt ist. Ähnliches zeigt sich in den meisten Fachrichtungen: Hausärzt:innen (Marzahn-Hellersdorf: 90,2 %, Berlinweit: 114,8 %), HNO-Ärzt:innen (88,4 % gegenüber 114,2 %) oder Hautärzt:innen (75,3 % gegenüber 110,7 %).

Dieses Problem beschränkt sich dabei weder auf eine Fachrichtung noch auf einen Bezirk: So hat Neukölln zum Beispiel mit 63,3 % Versorgungsgrad von Hautärzten gegen 110,07 % Berlinweit das stärkste Ungleichgewicht in einer Fachrichtung.

Grund für diese ungleiche Verteilung ist, dass Berlin bei der Neuzulassung von Ärzt:innen als ein einzelner Planungsraum eingeteilt ist. Da Berlin als Ganzes in allen Fachrichtungen überversorgt ist, werden keine neuen Praxisplätze zugelassen.

Eine Lösung ist dabei in Sicht und erprobt: Bei der besonders wichtigen hausärztlichen Versorgung hat der gemeinsame Berliner Landesausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung die Möglichkeit genutzt, Berlin weiter zu unterteilen. Dabei wurden drei Planungsräume geschaffen, in denen je nach Bedarf Neuzulassungen möglich gemacht wurden, um so minderversorgte Bezirke zu unterstützen. Planungen, das Gleiche für weitere Fachrichtungen zu ermöglichen, sind jedoch im Zuge der Corona-Pandemie zum Erliegen gekommen.

Fachärztliche Versorgung ist das A und O

Das Dringende darf das Wichtige nicht verdrängen. Es ist verständlich, dass die Corona-Pandemie in der Gesundheitsverwaltung Kräfte gebündelt hat. Doch nun, im dritten Jahr der Pandemie, müssen schnellstmöglich auch wieder andere Probleme angegangen werden. Eines davon ist die fachärztliche Unterversorgung in vielen Berliner Bezirken.

Luise Lehmann, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in der BVV Marzahn-Hellersdorf: „Gerade für junge Familien und mobilitätseingeschränkte Menschen sind weite Wege zu Ärzt:innen ein Problem. Wir sind ein kinderreicher und schnell wachsender Bezirk, bei dem unbedingt auch die soziale Infrastruktur mitwachsen muss. Eine ortsnahe fachärztliche Versorgung ist dabei das A und O, ein Teil Lebensqualität und eine medizinische Notwendigkeit.“