Eine Wärmepumpe als Symbolbild für die Wärmewende

Klimaneutrales Heizen bei Neubauten immer beliebter; 2022 zwei Drittel aller neuen Wohnungen mit Fernwärme; bei Bestandsgebäuden weniger gute Entwicklung

In einer Antwort auf eine Anfrage von mir fassen die städtischen Wohnungsbaugesellschaften ihre Fortschritte bei der Wärmewende zusammen.

Die Zahlen zeigen, dass in Berlin bei Neubauten vermehrt auf klimaneutrale Heizungssysteme gesetzt wird. Auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften tragen ihren Teil dazu bei, werden jedoch nicht in jeden Fall ihrer Vorreiter-Rolle gerecht. Nach wie vor werden neue Wohnungen gebaut, die ausschließlich fossil erwärmt und absehbar in Zukunft umgebaut werden müssen. Außerdem sind wir gerade beim klimagerechten Umbau von Bestandsgebäuden noch viel zu langsam!

Während die GESOBAU generell nur noch Heizungen verbaut, die klimaneutral zu betreiben sind, greifen andere städtische Wohnungsbaugesellschaften nach wie vor auf zum Teil fossil zu betreibende Heizungen zurück. So hat etwa die Degewo in den Jahren 2021 und 2022 noch 3 Neubauprojekte errichtet, die mit Gasbrennwertkesseln oder Blockheizkraftwerken beheizt werden. Zum Hintergrund: Auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften haben sich dem Ziel der Berliner Klimaneutralität 2045 verpflichtet.

Schleppend geht der Ausbau derweil jedoch im Bestand voran – zumindest bei den städtischen Wohnungsbaugesellschaften. Laut der Antwort auf die schriftliche Anfrage hat mit Ausnahme der bereits erwähnten GESOBAU keine kommunale Wohnungsbaugesellschaft in den vergangenen drei Jahren eine Wärmepumpe in Bestandsgebäude eingebaut, weder als Erd- noch als Luftwärmepumpe.

Zahlen zur Wärmewende in Berlin

Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften tragen aber nur zu einem Teil des Neubaus in Berlin bei. Ein Gesamtbild vermittelt ein Blick in die Statistiken über „Baufertigstellungen, Bauüberhang und Bauabgang in Berlin“ des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg der letzten Jahre. Dort zeigt sich, dass Fernwärme für Einfamilienhäuser nach wie vor nur eine geringe Rolle spielt (2022: 9 % aller Neubauten). Dafür wurden in diesen Neubauten 2022 erstmals mehrheitlich Heizungen eingebaut, die mit erneuerbarer Energien betrieben werden (Fernwärme ausgenommen).

Zeitlicher Verlauf der Wärmewende bei Einfamilienhäusern. Der Anteil an konventioneller Energie ist 2022 unter dem der erneuerbaren Energie gefallen.

Bei Mehrfamilienhäusern (drei oder mehr Wohnungen), dominiert dagegen die Fernwärme mit über 60 %. 2022 wurden in Berlin 383 Mehrfamilien-Wohngebäude mit insgesamt 10.662 Wohnungen fertiggestellt, die so beheizt werden. So werden im Ergebnis auch zwei Drittel der 2022 neu gebauten Wohnungen (Ein- und Mehrfamilienhäuser) mit Fernwärme beheizt.

Neugebaute Wohngebäude mit 3 o. m. Wohnungen
Jahrkonventionelle Energieerneuerbare EnergieFernwärme
201831 %4 %63 %
201927 %5 %66 %
202050 %20 %30 %
202132 %8 %59 %
202228 %11 %60 %

Fernwärme wird zum Teil noch mit konventionellen, fossilen, Methoden zur Wärmeerzeugung produziert, ist jedoch durch ihre zentrale Herstellung leichter klimaneutral umzubauen.

Trotz dieser Fortschritte wurden etwa über ein Viertel der 2022 gebauten Wohngebäude mit mehreren Wohnungen mit konventionellen Heizungen gebaut. Nicht nur aus klimapolitischer Sicht ist dies eine Sackgasse. Der klimaneutrale Umbau der bestehenden Gebäude ist bereits jetzt eine große Herausforderung, die wir nicht noch vergrößern müssen, in dem wir weitere klimaschädlich-beheizte Häuser bauen bzw. zulassen.