Anfang Dezember gab es Schlagzeilen wie diese: „Nach der Einführung der 3G-Regel: Berliner S-Bahn schränkt Angebot wegen hohen Krankenstands ein“ (beispielhafte Quelle: Tagesspiegel). Besteht also ein Zusammenhang zwischen Corona und Zugausfällen. Sind tatsächlich Impfverweigerer bei der S-Bahn Schuld an Zugausfällen? Dem bin ich mit einer Anfrage nachgegangen.

Anstieg der Krankheitsfälle besonders nach Einführung der 3-G-Regel

Besonders seit Einführung der 3G-Regel in den öffentlichen Verkehrsmitteln soll der Krankenstand gestiegen sein. Deshalb habe ich mich mit einer Anfrage an den Senat gewandt. Die „Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz“ ließ sich die Fragen von der S-Bahn Berlin GmbH beantworten.

Ein Zusammenhang zwischen der Corona-Lage und dem Krankenstand geht aus den Antworten zunächst nicht hervor.

Ich habe nach einem Vergleich der Monate November und Dezember 2021 mit den beiden Vorjahresmonaten gefragt. Hierzu teilt die S-Bahn Berlin GmbH mit, dass 2019 und 2020 jeweils im November der Krankenstand mit 8,4 % identisch war. 2021 betrug er aber 9%.

Der Wert für Dezember 2021 lag zwar noch nicht vor. Aber der Krankenstand des Fahrpersonals stieg „bereits deutlich seit Verschärfung der pandemischen Lage“, beispielhaft betrug er am 10. Dezember über 14 %. In den Vorjahren betrug dieser Wert für Dezember 8,1% bzw. 7,7%.

Ende November 2021 begann der überdurchschnittliche Anstieg. Ab etwa diesem Zeitpunkt gab es Überlegungen, 3-G-Regeln in den öffentlichen Verkehrsmitteln einzuführen.

Jetzt aber direkt einen Schluss zu ziehen, dass bei der S-Bahn besonders viele Angestellte eine Corona-Impfung verweigern und lieber krank machen, wäre falsch.

S-Bahn hat deutlich bessere Impfquote als die Berliner Bevölkerung

Bei der S-Bahn sind mehr Menschen geimpft als in der Vergleichsgruppe in ganz Berlin. In Berlin betrug die Impfquote Anfang Dezember um 70,1% (Quelle: LaGeSo Berlin) Die S-Bahn Berlin GmbH teilte aber mit: „Mit Stand 10.12.2021 haben 81 % des Fahrpersonals ihren Status als geimpft oder genesen nachgewiesen, der Stand der S-Bahn-Belegschaft liegt bei 82 %.“

In der Quote für ganz Berlin sind tatsächlich alle Berliner gemeint. Hierzu zählen auch Kinder. Bei den S-Bahn-Zahlen sind jedoch Kinder nicht enthalten. Das muss berücksichtigt werden.

Bus und Bahn spielen immer wieder eine besondere Rolle in diesen Zeiten. Sie sind jedoch bisher insgesamt nicht als Pandemietreiber hervorgetreten. Das hatte ich bereits über die Sicherheit des ÖPNV im Vergleich mit Auto und Fahrrad berichtet.

Die S-Bahn Berlin GmbH sicherte in der Antwort abschließend zu, den Zugausfall schnell wieder reduzieren zu wollen: „Auf der Linie S5 entfallen derzeit die Hauptverkehrszeit-Verstärker. Sobald die Personallage es wieder zulässt, werden diese Fahrten wieder in den Fahrplan aufgenommen.“

Zu sagen, dass Impfverweigerer bei der S-Bahn Schuld an Zugausfällen sind, ist also falsch. Nicht ausgeräumt ist die Möglichkeit, dass das Fahrpersonal bereits deshalb häufiger erkrankt, weil es durch Corona und die 3-G-Regel im ÖPNV noch mehr gefordert ist.

Die Pressemitteilung zu diesem Thema ist hier zu finden.