Gestörte Lieferketten, geringe Werkstattkapazitäten und fehlende Haushaltsmittel stehen notwendigem Ausbau und Erneuerung der Straßenlaternen im Weg

Symbolbild: Straßenlaternen in der Dunkelheit

Die ausreichende Beleuchtung der Straßen, Geh- und Radwege ist zentral für die Verkehrssicherheit. Zudem ist sie auch ein Bestandteil feministischer Stadtplanung, denn es sind gerade Frauen, die sich auf dunklen Wegen nicht sicher fühlen.

Ganz Berlin jedoch auszuleuchten und dabei möglichst wenig Strom zu verbrauchen sowie Rücksicht auf die Fauna zu nehmen, ist keine kleine Aufgabe.

An den Straßenlaternen zeigt sich die bunte und lange Geschichte der Stadt: Einen standardmäßigen Typ Straßenlaterne gibt es nicht. Mit verschiedenen Laternen aus den letzten hundert Jahren, die beim laufenden Betrieb nach und nach erneuert werden sollen, steht Berlin nach wie vor großen Herausforderungen. Dies zeigen zwei schriftliche Anfragen von meinen Kollegen Christian Hochgrebe und mir.

Dabei ist Berlin aber bereits sehr fleißig: Allein im letzten Jahr wurden 3.087 Laternen neu errichtet, an 8.716 die Leuchten erneuert und insgesamt 46.567 Reparaturen durchgeführt. Sie verteilen sich dabei sehr unterschiedlich auf die ganze Stadt.

BezirkStandort neu
errichtet
Leuchtenkopf
erneuert
Standort repariert
Charlottenburg-Wilmersdorf7011.1415.811
Friedrichshain-Kreuzberg532472.620
Lichtenberg1843901.799
Marzahn-Hellersdorf811732.703
Mitte1824383.039
Neukölln2608743.566
Pankow842052.239
Reinickendorf6281.9236.128
Spandau541981.841
Steglitz-Zehlendorf961.2858.019
Tempelhof-Schöneberg1481.0236.077
Treptow-Köpenick6168192.725
Gesamt3.0878.71646.567

Alte Straßenlaternen werden nur langsam ersetzt

Die Gas- und Strompreise steigen und damit auch die Kosten für den Betrieb alter Straßenlaternen. Doch die Stadt hat momentan kein Geld zur Verfügung, die Erneuerung der Straßenlaternen zu beschleunigen – im Gegenteil: Sie wird sogar verlangsamt. Schuld daran sind die global gestörten Lieferketten, weshalb bei einigen Komponenten die Lieferung „extrem verzögert“ ist, insbesondere bei den Funkrundsteuergeräten und Lichtmasten. Außerdem rechnet die Verwaltung mit starken Preissteigerungen von 40 % bis 60 %. Bei der letzten Ausschreibung (2021) kostete die Anschaffung einer Straßenlaterne noch etwa 2000 € brutto und deren Errichtung alles in allen noch einmal ca. 3500 € brutto. Durch die starken Preissteigerungen muss nun das laufende Modernisierungsprogramm angepasst und der Zeitplan weiter nach hinten verschoben werden.

Ein großes Problem stellen die veralteten etwa 3.500 „Rostocker Straßenlaternen“ (DDR-Style) und die 570 gasbetriebenen Straßenlaternen in Marzahn-Hellersdorf dar. Es ist geplant, sie (bis auf 42 denkmalgeschützte), mittel- bis langfristig durch moderne LED-Leuchten zu ersetzen. Zuerst werden dabei diejenigen ersetzt, die im schlechtesten Zustand sind, immer abhängig von verfügbaren Personal- und Geldmitteln.

Bis es so weit ist, müssen die bestehenden aber weiter leuchten und daher auch gewartet werden. Bei etwa 1400 Gasleuchten in Berlin ist der Schaltmechanismus für das An- und Ausschalten beim Tag-Nacht-Wechsel beschädigt. Damit sie aber weiterhin die Straßen zuverlässig beleuchten, bleiben sie bis zur Reparatur dauerhaft – auch tagsüber – angeschaltet. Die Reparatur aber lässt auf sich warten: Es gibt nicht genug Werkstätten für diese veraltete Technik, ebenso ist die Materialbeschaffung für diese seit Jahren problematisch. Und natürlich werden zuerst diejenigen Laternen repariert, die gar nicht mehr leuchten und somit eine Gefahr für die Verkehrssicherheit sind.

Ausreichende Straßenbeleuchtung ist ein wichtiger Teil unserer Lebensqualität. Berlin ist bei dieser Aufgabe zunehmend mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. An den Verzögerungen trägt niemand Schuld, sie müssen jedoch schnellstmöglich aufgeholt bzw. wettgemacht werden. Ich setze mich weiter dafür ein, dass es keine dunklen Ecken mehr in Berlin gibt und kaputte und veraltete Laternen zügig ersetzt werden.

Die nächste Neuerung am Horizont

Auch bei den elektrischen Straßenlaternen macht der Fortschritt keinen Halt. Während kaputte Gaslaternen repariert werden müssen und alle alten ineffizienten Straßenlaternen mit LED-Leuchten ausgestattet werden sollen, leuchtet schon die nächste Neuerung am Horizont: Im Volkspark Hasenheide ist ein Pilotprojekt geplant, bei dem Laternen mit Sensoren die Beleuchtung situationsabhängig steuern können. So leuchtet die Laterne nur, wenn auch wirklich jemand da ist und schont damit die Umwelt und spart Energie. Ein solches Pilotprojekt läuft bereits seit 2016 mit den Laternen auf dem Bundesplatz.

Die Weiterentwicklung zu smarten Straßenlaternen wird gut für unsere bunte Vielfalt an Vögeln und Insekten in der Stadt sein. Der gesparte Strom ist zudem ein Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.

Sie kennen eine Straßenlaterne, die kaputt oder zu dunkel ist? In Ihrer Straße fehlt es ganz an ausreichender Beleuchtung? Melden Sie sich bei mir und ich werde mich dafür einsetzen, schnellstmöglich für mehr Licht zu sorgen.