Symbolbild: Gender Pay Gap

Bis heute haben Frauen in Deutschland umsonst gearbeitet – denn sie verdienen im Jahr 18 % weniger als Männer. Dieser Unterschied wird „Gender Pay Gap“ genannt. Auf die Frage, was der genau ist, gibt es eine kurze und eine lange Antwort: Die kurze: Männer verdienen im Mittel mehr als Frauen. Die lange Antwort ist jedoch deutlich komplexer und auf diese möchte ich anlässlich des Equal Pay Days und des morgigen Frauentags hier eingehen.

Der unbereinigte Gender Pay Gap beträgt in Deutschland: 18 %. Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht schlicht das Gehalt von Frauen und Männern, die gleich viel arbeiten. Dabei gehen jedoch bereits viele Faktoren verloren: so arbeiten Frauen deutlich öfter in Teilzeit als Männer – 47,5 % der erwerbstätigen Frauen arbeiten nicht in Vollzeit und verdienen daher deutlich schlechter, während es nur 10,7 % der Männer sind.

Familie und Beruf sind in Deutschland schlecht zu vereinbaren

Das liegt auch an der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in unterschiedlichen Altersgruppen anschaut: Wirklich groß, wird dieser erst, wenn Frauen 30 Jahre alt werden – dann bekommen Frauen in Deutschland im Schnitt ihr erstes Kind. Mütter verdienen über ihr gesamtes Erwerbsleben hinweg im Schnitt 43 % weniger als Frauen ohne Kinder. Väter dagegen verdienen sogar 20 % mehr als ihre kinderlosen Geschlechtsgenossen.

Als Gesellschaft müssen wir uns dahin entwickeln (und politische Anreize dafür schaffen), dass Männer und Frauen sich gleichermaßen um die Kinderbetreuung kümmern. Später im Leben kommt zudem die Pflege von Angehörigen dazu. Über 2,5 Millionen Menschen werden in Deutschland von ihren Angehörigen gepflegt, zu zwei Drittel von Frauen.

Außerdem müssen wir es leichter machen, Familie und Beruf zu vereinbaren: kostenlose Bildung und Kinderbetreuung sind dafür zentral. In Berlin sind kostenlose Kita, Schulessen, erste Hortjahre und Fahrschein ein guter Anfang. Eine allgemeine 30-Stunden-Arbeitswoche wäre eine weitere Möglichkeit.

Die Ursachen des Gender Pay Gaps sind im Patriarchat zu suchen

Im unbereinigten Gender Pay Gap unbeachtet sind auch die unterschiedlichen Branchen, in denen Männer und Frauen vermehrt oder vermindert arbeiten. Dies wird unter anderem im bereinigten Gender Pay Gap beachtet. Doch bevor wir über diesen reden, müssen wir uns zuerst zwei Fragen stellen: Warum arbeiten Frauen mehr in Branchen und Berufen mit schlechterem Gehalt? Und warum sind Berufe, in denen Frauen arbeiten, schlechter bezahlt (trotz eines höheren Anteils an universitären Bildungsabschlüssen)?

Zur ersten Frage müssen wir daran arbeiten, als Gesellschaft Geschlechterklischees in allen Berufen zu bekämpfen. Mädchen und Frauen müssen sich genau so gerne MINT-Berufe aussuchen wie Jungen und Männer (gegen deren Unter-Repräsentanz in andere Branchen wir ebenso vorgehen müssen).

Gegen das zweite Problem ist noch schwerer anzugehen: Untersuchungen zeigen, dass wenn eine Branche „weiblicher“ wird, also mehr Frauen dort zu arbeiten anfangen, die Löhne sinken. Hier zeigt sich der tief in der Gesellschaft verwurzelte Sexismus. Dieser wird auch deutlich im bereinigten Gender Pay Gap: Selbst, wenn möglichst viele Faktoren in der Berechnung gleichgestellt werden, bleibt ein Gehaltsunterschied von 7 %, der sich einzig auf das Geschlecht zurückzuführen lässt. Politisch gibt es mit dem Lohntransparenzgesetz für größere Unternehmen eine Lösung für dieses Problem. Zudem hat das Bundesarbeitsgericht vor Kurzem in einem Grundsatzurteil festgestellt, dass sich Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen in Zukunft nicht einfach mehr mit „besseren Verhandlungsgeschick“ begründen lassen.

Raus zum Frauenkampftag

Doch in erster Linie müssen wir hierfür als Gesellschaft aktiv werden und immer wieder für die Gleichheit der Geschlechter kämpfen. Ein Anlass dafür ist etwa der Frauentag morgen am 8. März. Dieser ist seit 2019 dank der SPD in Berlin ein Feiertag, sodass alle, auch unabhängig vom Geschlecht, morgen Zeit haben zu demonstrieren.

Zu folgende Demos am 8. März rufen wir als SPD auf:

10–12 Uhr, Kundgebung vor der iranischen Botschaft (Podbielskiallee 67, 14195 Berlin)

13–15.30 Uhr, Frauentags-Demo der Gewerkschaften und der überparteilichen Fraueninitiative Berlin e. V. (Invalidenpark bis Bebelplatz); mit anschließender Kundgebung am Bebelplatz.