In meiner Reihe zum Frauentag stelle ich heute die Berlinerin Martha Arendsee vor.
Die Martha-Arendsee-Straße verläuft hinter dem Victor-Klemperer-Kolleg an der Märkisch Allee entlang und ist gewissermaßen nach einer Kollegin von mir benannt – Martha Arendsee war eine SPD-Abgeordnete im Preußischen Landtag (in dessen Gebäude heute das Abgeordnetenhaus von Berlin untergebracht ist). Doch der Reihe nach.
Arendsee wurde 1885 im Wedding geboren, ihr Vater war Buchdrucker. Nach der Schule und einer kaufmännischen Ausbildung arbeite sie zehn Jahre lang für eine Konsumgenossenschaft. Nach einer schweren Operation in jungen Jahren war sie ihr lebenslang körperlich behindert.
Bereits mit 21 Jahren wurde sie SPD-Mitglied und setzte sich dort insbesondere für Frauenrechte ein. Sie war entschiedene Gegnerin der Ersten Weltkrieges und trat 1917 aus Protest in die USPD ein, für die sie 1919 für zwei ihre in der verfassungsgebenden Versammlung Preußens mitwirkte. Sie befürwortete 1920 die Vereinigung der Partei mit der KPD und wurde 1921 für drei Jahre Mitglied des Preußischen Landtages, bevor sie bis 1930 Reichstagsabgeordnete wurde.
Da sie Anhängerin des Stalinismus-kritischen Flügels der KPD war, wurde sie zur Wahl 1930 nicht mehr als Kandidatin aufgestellt.
Innerhalb der Berlin KPD war sie Frauensekretärin und arbeitete an den Zeitschriften „Die Kommunistin“ und „Proletarische Sozialpolitik“ mit. Außerdem war sie zeitweise Teil der Gewerkschaftskommission der KPD und später in der Internationalen Arbeiterhilfe tätig.
Martha Arendsee blieb ihren Überzeugungen treu
Von den Nazis wurde sie 1933 aufgrund ihrer Politik zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. Danach floh sie über Paris und Prag nach Moskau. Nach Kriegsende kehrte sie bereits im Juni 1945 nach Deutschland zurück und betätigte sich wieder politisch: Sie wurde erst Teil des Zentralkomitees der KPD und dann des Parteivorstandes der SED. Im Berliner Magistrat arbeitete sie wieder im Bereich Frauenrechte, später beim Freier Deutscher Gewerkschaftsbund in der Sozialpolitik.
Martha Arendsee starb 1953 in Berlin und fand ihre letzte Ruhe auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Die Martha-Arendsee-Straße wurde anlässlich ihres 25. Todestages nach ihr benannt.