Anlässlich des diesjährigen Frauentages schaue ich mich etwas in unserem Bezirk um. Ich berichte täglich über Frauen, deren Namen ein Platz oder eine Straße in Marzahn-Hellersdorf trägt. Das habe ich bereits schon einmal getan. Dabei hatte ich über Clara Zetkin, Cecilie Auguste Marie Herzogin zu Mecklenburg, Lily Braun, Maxie Wander, Carola Neher und Regine Hildebrandt berichtet.
Der Beginn macht heute der dreieckige Platz zwischen Briesener Weg, Giese- und Hörselbergstraße in Mahlsdorf. Dieser Platz ist nach der im Jahr 1882 in Hamburg geborenen Pazifistin und Journalistin Alice Herz benannt.
Bereits früh setzte sie sich für Frauenrechte im Deutschen Reicht ein, insbesondere natürlich für das Frauenwahlrecht. Sie verstärkte ihre politischen Aktivitäten während des Ersten Weltkrieg. Ihr Mann, der Chemiker Paul Herz, wurde zum Kampf an der Front eingezogen. In Anbetracht des aussichtslosen Krieges setzte sie sich aktiv für die Demokratisierung Deutschlands ein und kämpfte für ein universelles, gleiches, geheimes und direktes Wahlrecht.
Alice Herz war in Mahlsdorf zu Hause
Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Tochter jüdischer Eltern nach Berlin-Mahlsdorf in ein Einfamilienhaus in der Akazienallee 4. Der Reichstagsbrand 1933 war für sie das Zeichen, Deutschland zu verlassen. Mit den Erstarken der Nazis und des Antisemitismus war für sie klar, dass sie in Berlin nicht länger sicher war. Zuerst emigrierte sie mit ihrer Tochter – ihr Mann und ihr Sohn waren bereits verstorben – in die Schweiz, bevor beide nach vier Monaten nach Frankreich weiterreisten.
Als Journalistin schrieb sie Beiträge für eine Wochenschrift in der Schweiz und für die Zeitung „Neue Wege – Religion. Sozialismus. Kritik“. In Deutschland schrieb sie für Veröffentlichungen der SPD. In ihrer Zeit in Deutschland, aber auch danach, war sie auch aktiv in der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit.
Im Zuge der deutschen Invasion in Frankreich wurden Alice Herz und ihre Tochter für drei Wochen in ein französisches Internierungslager gesperrt. Nach ihrer Freilassung erhielten sie erst Asyl bei einem katholischen Pfarrer und emigrierten dann über Kuba in die USA. Als überzeugte Pazifistin erhielt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft nicht. Sie arbeitete in Detroit in einer öffentlichen Bibliothek und war weiter als Pazifistin politisch aktiv. Insbesondere setzte sie sich in den 60ern gegen den amerikanischen Vietnam-Krieg ein. Nachdem sie ihrer Meinung nach, alle Möglichkeit der akzeptierten Protestmethoden ausgereizt hatte, zündete sie sich auf offener Straße als Akt des Protestes selbst an. Kurz darauf verstarb sie mit 82 Jahren.
2003 wurde der Platz nach ihr benannt, im Oktober vergangenen Jahres wurde vor ihrem ehemaligen Hause ein Stolperstein für sie und ihre Tochter Helga verlegt.